Befreiungsfeier 2021: Gedenkzeichen für Frauen, die Sex-Zwangsarbeit leisten mussten
18. April 2021
Heute wird in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück ein Gedenkzeichen für die Frauen, die Sex-Zwangsarbeit leisten mussten, eingeweiht. Das Gedenkzeichen wurde von der Projektgruppe Ravensbrück aus Bielefeld realisiert.
Hier die Einladung zur Einweihung des Gedenkzeichens als PDF:
Grußwort der Lagergemeinschaft Ravensbrück/Freundeskreis zur Einweihung des Gedenkzeichens:
Liebe Projektgruppe Ravensbrück aus Bielefeld, liebe Freund*innen,
wir sind sehr froh, dass es jetzt dieses Gedenkzeichen für die Frauen gibt, die zur Sexzwangsarbeit in den Konzentrationslagern gezwungen wurden.
Endlich erfahren die Frauen Anerkennung und Gedenken, endlich bekommt auch ihr Leiden einen Platz in der Geschichte der nationalsozialistischen Verbrechen.
Für die Initiative und Realisierung dieses Gedenkzeichens danken wir unseren Freund*innen aus der Projektgruppe Ravensbrück von ganzem Herzen.
Erst Ende der 80er Jahre, also fast 45 Jahre nach der Befreiung, gab es Entschädigungszahlungen für Menschen, die als sogenannt asozial verfolgt wurden. Dies galt auch für die Frauen, die Sexzwangsarbeit leisten mussten und überwiegend in diese Kategorie gezwungen wurden.
Erst ab der Mitte der 90er Jahre wurden in den KZ Gedenkstätten die sogenannten Häftlingsbordelle thematisiert.
Das Verschweigen der Häftlingsbordelle hatte die Tabuisierung und Stigmatisierung von Sexzwangsarbeit zum Ziel. Die Frauen, die in den Bordellen arbeiten mussten, standen jahrzehntelang unter massivem Rechtfertigungsdruck und wurden nicht als Opfer angesehen. Ganz im Gegenteil wurden ihnen Freiwilligkeit und eigenes Verschulden zugeschrieben.
Wen wundert es also, wenn die Frauen nicht über ihre Geschichte und ihr Leiden erzählten?
Auch in der Lagergemeinschaft Ravensbrück wurden Frauen, die zur Sexarbeit gezwungen wurden, über viele Jahre nicht anerkannt und diskriminiert Nach einer langen schmerzhaften Auseinandersetzung hat die Lagergemeinschaft aber auch die als sogenannt asozial verfolgten Menschen als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt.
Ein wichtiger Schritt war darin die Jahrestagung der Lagergemeinschaft 2014, die von der Projektgruppe aus Bielefeld zu diesem Thema vorbereitet wurde und bei der- über diese Fragen gesprochen werden konnte.
Für diese hartnäckig und respektvoll über viele Jahre gesetzten Impulse danken wir euch herzlich. Eure Gruppe, eure Ideen und euer praktischer Antifaschismus sind eine Bereicherung für die Lagergemeinschaft Ravensbrück/Freundeskreis.
Und es gibt auch weiterhin noch viel gemeinsam zu tun:
Zu antifaschistischer Arbeit gehört, immer wieder auf die Kontinuitäten von Ausgrenzung und Stigmatisierung hinzuweisen und die Augen dafür zu öffnen.
Ohne Geschichte gibt es keine Zukunft. Erinnern heißt Handeln.
Hier das Grußwort der LGRF als PDF zum Download: