77. Jahrestag der Befreiung: Gedenken am sowjetischen Ehrenmal
3. Mai 2022
Am 1. Mai 2022 fand wieder eine Gedenkveranstaltung der Lagergemeinschaft Ravensbrück / Freundeskreis am sowjetischen Ehrenmal in Fürstenberg (Havel) statt. Etwa 100 Personen nahmen daran teil.
Hier dokumentieren wir unsere Rede und ein paar Fotos.
Liebe Überlebende der Konzentrationslager. Liebe An- und Zugehörige, liebe Antifaschist_innen, Kamerad_innen, liebe Freund_innen.
Heute am 77. Jahrestag der Befreiung wollen wir an dieser Stelle den Soldat_innen der Roten Armee gedenken, die das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück befreiten im April 1945.
Wir gedenken ihnen im Herzen und mit Respekt.
Lange haben wir überlegt, wie wir heute hier unser Gedenken begehen wollen. Es waren schwierige und sehr notwendige Diskussionen.
Nie wieder Krieg! Das war das Hoffen und Wollen der Überlebenden der Konzentrationslager. Nie wieder Faschismus unser gemeinsames Ziel.
Kriege sind alltäglich in dieser Welt. Der Kosovokrieg, Krieg in Afghanistan, Syrien, in den kurdischen Gebieten um nur einige zu nennen. Der Angriffskrieg der Russischen Föderation auf die Ukraine wird von uns verurteilt genau wie die Kriege in anderen Teilen dieser Welt.
Wir gedenken heute der Befreiung des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück.
Vor allem Frauen*, Kinder sowie alte Menschen und Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind, werden Opfer patriarchaler Gewalt, die durch Armeen praktiziert wird. Hierzu zählt sexualisierte Gewalt die – so zeigt leider die Erfahrung – allen Armeen brutales Mittel der Demütigung und Unterwerfung ist. Das alles passiert in diesem Moment in vielen Teilen unserer Welt und auch aktuell in der Ukraine.
In diesem Krieg stehen sich Menschen gegenüber, die bzw. deren Vorfahren in der Roten Armee gemeinsam gegen den Hitler-Faschismus gekämpft haben. Dieser Krieg in der Ukraine lässt auch das Gedenken an die Soldat_innen der Roten Armee und die Auseinandersetzung mit Faschismus und Nationalismus zu umkämpften Orten werden. Sowjetische Denkmäler werden übermalt, das Wort russisch gestrichen. Und – die Menschen in der Ukraine werden unisono als Faschist*innen bezeichnet, um so diesen Krieg zu rechtfertigen. Wir empören uns über diesen respektlosen Umgang mit den Erinnerungen und auch mit der Mahnung, die damit einher geht.
Soldat_innen zu erinnern, ist im pazifistischen bzw. antimilitaristischen Sinne ein Widerspruch und eine Tradition, die uns von Überlebenden übergeben wurde. Heutige Armeen, die keinen sogenannten Frieden sichern sondern Kriege führen, machen sie schnell zu ihren Held_innen und benutzen sie für ihre Zwecke und Ziele.
Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!
Erinnern heißt Handeln!
Say their names!
Wir gedenken den Soldat_innen der Roten Armee. Ich bitte Euch und Sie jetzt um eine Schweigeminute.
Vielen Dank!
Hier gibt es die Rede als PDF zum Herunterladen: