Die internationale Gemeinschaft ehemaliger Häftlinge des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück und Angehörige erklären aus Anlass des 70. Jahrestages der Befreiung im April 2015

11. Juni 2015

Am Ende des Krieges wurden die Konzentrationslager des Naziregimes von den Alliierten befreit. Siebzig Jahre nach unserer Rettung aus dem Frauenkonzentrationslager Ravensbrück durch die Sowjetarmee haben wir uns hier am Ort unserer Leiden – am Schwedtsee bei Fürstenberg/Havel – erneut versammelt. Damals inhaftierte Frauen aus allen überfallenen Ländern Europas und aus Deutschland sind überein gekommen, sich an die Öffentlichkeit zu wenden: Unsere Gemeinschaft wurde in einer Zeit begründet, als einhundertdreißigtausend Frauen. Mütter und Kinder sowie zwanzigtausend Männer in Ravensbrück den Befehlen der SS in mehr als 150 Arbeitskommandos Sklavenarbeit unterworfen waren. Wir waren Hunger und Misshandlungen ausgesetzt und Zehntausende wurden ermordet. Die SS versuchte, uns gegeneinander aufzubringen: wegen unserer nationalen, sozialen, politischen oder religiösen Zugehörigkeit. Diesen Versuchen haben wir unsere Solidarität entgegengesetzt. Nur so konnten wir auch unter Terror eigene Würde bewahren. Viele unserer Gefährtinnen haben vor Gerichten der Alliierten Zeugnis über die Verbrechen in den Lagern abgelegt und so zur Aufklärung über das Naziregime beigetragen. Nach unserer Befreiung haben wir Überlebende den Kontakt zueinander gesucht, um die Geschichte von Ravensbrück zu dokumentieren und unsere Erfahrungen für die Zukunft zu bewahren. 1. Wir wollen die im Lager geschlossene internationale Freundschaft erhalten. Sie verbindet uns als ehemalige Insassen des Lagers und deren Angehörige, ohne Unterschied der Nationalität, der politischen Meinung, der Herkunft oder der Religion. 2. Wir bemühen uns, zur Verständigung zwischen den Völkern beizutragen. Unsere Ravensbrücker Erfahrung ist die eindringliche Warnung, was Frauen, Männer und Kindern durch Terror, Antisemitismus, Krieg und Völkermord angetan wird. 3. Mit Hilfe ehemaliger Häftlinge aus vielen Ländern wurde am Ort unseres Widerstehens und unserer Leiden eine Mahn- und Gedenkstätte errichtet. In anderen Ländern sind auf Initiative von Ravensbrückerinnen Gedenkorte entstanden: so in Amsterdam, Brüssel, Budapest, Barcelona, Lidice, Paris, Warschau. Die Ideale des europäischen Widerstands sollen hier und anderswo kommenden Generationen weiterhin vermittelt werden. 4. Dokumente, Zeugnisse, Gedichte, Lebensgeschichten und Berichte sollen zur Aufklärung als Geschichte des Frauen-Konzentrationslagers erhalten bleiben und ergänzt werden. Das hinterlassene Wissen muss vor Verfälschungen geschützt werden. 5. Die Erinnerung an Ravensbrück muss international bleiben. Überlebende haben sie in alle Ländern der Welt getragen. 6. Der Aufruf der Frauen aus Ravensbrück gehört zur Stimme aller Frauen der Welt, die sich für Frieden und Freiheit einsetzen. Unser Widerstand gegen ein Aufleben von Nationalismus und Faschismus muss fortgeführt werden. Kriege sind nicht aus der Weltgeschichte verschwunden und schmerzen erneut tief die Völker. Wir Überlebenden und Angehörigen von Ravensbrückerinnen haben das Recht auf Mahnung und unsere Geschichte nimmt uns dazu in die Pflicht. Menschen in der Welt hört unseren Ruf: Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg! Nie wieder Ravensbrück! Unsere und Eure Wachsamkeit muss ewig bleiben! Hiermit gebe ich meine Zustimmung zum „Vermächtnis Ravensbrück 2015“ und bin mit der Veröffentlichung meines Namens einverstanden Ja/nein Name, Vorname Land Zeit in Ravensbrück Angehöriger Bitte diese Unterschrift dem Internationalen Ravensbrück-Komitee übergeben oder einsenden an: Bärbel Schindler-Saefkow, D-10249 Berlin, Platz der Vereinten Nationen 7 oder Fax: 0049-30-42017338 oder saefkow-berlin@t-online.de