Hausverbot für homofeindliche Hetzer!

4. August 2020

Stellungnahme der Lagergemeinschaft Ravensbrück Freundeskreis e.V. zu den pathologisierenden und homofeindlichen Äußerungen des TVP-Journalisten Cezary Gmyz

Der Journalist des Polnischen Staatsfernsehen (TVP) in Berlin, Cezary Gmyz, hat anlässlich des Besuches von Präsident Andrzej Duda in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau am 15. Juni 2020 getwittert, dass „viele Homosexuelle in den Konzentrationslagern außergewöhnliche Degenerierte und Vergewaltiger“ waren und: „Ähnlich war es in Frauenlagern wie z.B. in Ravensbrück. Wanda Półtawska [Eine polnisch-christliche Überlebende des KZ Ravensbrück] beschreibt mit Abscheu, wie Jagd auf junge Mädchen gemacht wurde. Diese wurden von Lesben veranstaltet, sowohl von Wachfrauen als auch von deutschen kriminellen Gefangenen.“ Zuvor hatte Duda im Präsidentschaftswahlkampf geäußert, LGBT seien keine Menschen, sondern es sei eine Ideologie.

Zum Hintergrund:

Lesben wurden während des Nationalsozialismus tabuisiert, stigmatisiert, diskriminiert und verfolgt. Frauen, die aus antisemitischen, antislawischen, antiziganischen, politischen und anderen Gründen verfolgt waren, wurden zusätzlich – zum Beispiel in Ravensbrück – wegen (angeblichem) lesbischem Verhalten bestraft.

In Berichten polnischer Überlebender wird deutlich, dass lesbische Beziehungen in Ravensbrück weit verbreitet waren. Da Lesbenfeindlichkeit in sämtlichen in Ravensbrück vertretenen nationalen Gruppen verankert war und Lesben und lesbische Beziehungen speziell in stark religiösen Milieus als „pervers“ und tiefe Sünde galten, wurde das Thema weitgehend verschwiegen oder, wenn überhaupt, lange Zeit massiv abwertend beschrieben.

Die Äußerungen des TVP-Journalisten Cezary Gmyz sind homofeindlich. Sie pathologisieren und kriminalisieren Homosexuelle als Gruppe und werten sie und ihre Verfolgung im Nationalsozialismus ab.

Die Schärfe der Auseinandersetzung um LGBT in Polen beeinflusste sicher auch die hetzerische und provokative Berichterstattung von Gmyz über die Gedenkfeiern in Ravensbrück und die Auseinandersetzungen mit den NSZ (Narodowe Siły Zbrojne – Nationale Streitkräfte). Denn als zentraler Akteur in dem Konflikt schließt die Lagergemeinschaft Ravensbrück Freundeskreis e.V. in ihrem Erinnerung Lesben ein, Homofeindlichkeit, Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus jedoch konsequent aus. Zu einem solchen Gedenken in Ravensbrück haben viele bedeutende Initiativen von LGBTQI-Gruppen und Personen bereits vor und nach 1989 beigetragen.

Mit den Äußerungen Dudas und Gmyz‘ ist ein Tiefpunkt gesetzt. Wie die Diskussionen um die Gedenkkugel in Ravensbrück aber zeigen, hält die Auseinandersetzung um die Anerkennung von Lesben und ihrer Verfolgung auch in der Stiftung Brandenburgischer Gedenkstätten bis heute an.

Die Lagergemeinschaft Ravensbrück Freundeskreis e.V. setzt sich dafür ein, dass:

  • Cezary Gmyz in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück (MGR) Hausverbot erhält,
  • die MGR und die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten zu den homofeindlichen Äußerungen von Gmyz zu homosexuellen Gefangenen in Konzentrationslagern und auch speziell zu Lesben in Ravensbrück Stellung beziehen und
  • zeitnah einen angemessenen Platz für die Gedenkkugel zum Erinnern an die lesbischen Frauen und Mädchen, die im NS verfolgt und in Ravensbrück inhaftiert waren, schaffen.