„Hand in Hand – Solidarisch mit Herz und Verstand“

15. Juli 2021

Nachruf auf unsere Kameradin, Weggefährtin und Freundin Esther Bejarano

Das Foto zeigt Esther Bejarano in einer roten Winterjacke mit einem Headset vor einem Transparent.
Foto: Esther Bejarano bei einem Auftritt auf einer Kundgebung in Bielefeld im Jahr 2020

Esther Bejarano ist in der Nacht zum 10. Juli 2021 gestorben. Sie war als Antifaschistin und Kommunistin nicht nur eine der Mitbegründer_innen des Auschwitz-Komitees, seit den 80er Jahren gehörte sie auch der Lagergemeinschaft Ravensbrück in der BRD und späteren Lagergemeinschaft Ravensbrück/Freundeskreis e.V. (LGRF) an. Sie war viele Jahre Mitglied des Vorstands der LGRF, hat Gedenkveranstaltungen zum Jahrestag der Befreiung mitgestaltet und mit ihren Konzerten das Programm bereichert. Als wichtige Zeitzeugin hat sie in vielen Veranstaltungen und in Schulen über die Verbrechen des NS-Faschismus erzählt. Sie klagte an und nahm Stellung zu den aktuellen Ausgrenzungen von Geflüchteten, von Sinti*zze und Rom*nja, zum Erstarken der rechten Parteien und Gruppierungen, den Brandanschlägen in Mölln, Solingen und Lübeck, der fehlenden Aufarbeitung des NSU-Komplexes und vielem mehr. Im April 2021 konnten wir ein letztes Gespräch mit ihr zum Jahrestag der Befreiung in Ravensbrück führen (hier klicken, um zum Video dieses Gesprächs zu gelangen). Es ist sehr traurig und tut weh, eine langjährige Weggefährtin zu verlieren. Esther wird nicht nur in unseren Herzen weiterleben. Sie wird uns Vorbild und Verpflichtung für unsere weitere Arbeit sein.

Liebe Esther, nun haben deine Kräfte nicht mehr ausgereicht… In der Nacht zum 10.7.2021 bist du für immer eingeschlafen. Wie schön wäre es gewesen, mit dir noch gemeinsam ein Hitlerbild auf dem Lübzer Marktplatz zu verbrennen und deine Befreiung zu feiern, dich gemeinsam mit Joram, Rossi und Kutlu auf der Bühne zu erleben und eurer Musik und euren Neckereien zu lauschen, deine klugen und klaren Worte zu hören und darüber nachzudenken, deinen Witz und deinen Humor zu erleben, den du mit uns geteilt hast. Alle diese Erinnerungen an dich und noch viele, viele mehr werden wir in unseren Herzen bewahren. Wir werden nicht aufhören, zu erinnern an die nationalsozialistischen und rassistischen Verbrechen. Denn, wie du schon sehr früh gewusst hast: Erinnern heißt Handeln!

Liebe Esther, mit dir haben wir eine unermüdliche Kämpferin gegen Rassismus, Antisemitismus und Krieg verloren, die kein Blatt vor den Mund nahm. Du warst immer ein „Krümel“ im Getriebe. Deine Geradlinigkeit, dein Mut, Dinge auszusprechen und deine Menschenfreundlichkeit machten dich so liebenswert. Zum 8. Mai 2021 hast du, liebe Esther, gesagt: 

Ich appelliere an alle Menschen: bitte, bitte schweigt nicht, wenn ihr Unrecht seht.

Streitet für eine andere, bessere Gesellschaft ohne Diskriminierung, Verfolgung, Antisemitismus und Rassismus.

Bleibt erschütterbar – und widersteht – wie der Hamburger Dichter Peter Rühmkorf schrieb.

Seid solidarisch! Helft einander! Achtet auf die Schwächsten! Bleibt mutig! Ich vertraue auf die Jugend, ich vertraue auf euch!

NIE WIEDER FASCHISMUS – NIE WIEDER KRIEG!

Wir danken dir, für dein Vertrauen und deine unermüdlichen Kämpfe, die uns Orientierung sind. Wir halten fest an deiner Forderung „Der 8. Mai muss Feiertag werden!“

Deine Lagergemeinschaft Ravensbrück/Freundeskreis e.V.